Unterirdisch … die FFW Fellingshausen – Grube Malpertus

Dieser Bericht ist eine Fotostrecke von der geführten Wanderung durch den Untergrund.
O-Ton und -Bild der Führung mit all dem geschichtlichen Wissen kommt in den Beiträgen Teil 1 und Teil 2.

Begrüßung

Unterirdisch sind natürlich nicht die Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr Fellingshausenganz im Gegenteil !!! Tatsächlich ging es am 4. Februar 2023 für fast 30 aktive und passiver Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Fellingshausen über ca. 300 Stufen unter Tage. Franz Gareis*) zeigte uns seinen früheren Arbeitsplatz.

Franz Gareis*): am 13.12.2016 feierte er seinen 80. Geburtstag. Heute, also 86jährig, marschierte er allen flott voran.
Damals (2016) schrieb Volker Mattern folgende Zeilen über ihn in der Gießener Allgemeinen (damit sie nicht verloren gehen, hier zitiert): „Biebertal (m).
Bei bester Gesundheit feiert Franz Gareis heute seinen 80. Geburtstag. Bekannt ist er in Fellingshausen nicht nur als langjähriger Kommunalpolitiker, sondern vor allem wegen seines Engagements beim TSV. Nicht nur dafür hat ihm vor 14 Jahren Volker Bouffier das Bundesverdienstkreuz verliehen. (Ergänzung des Verfassers: Seit 1946 lebt er in Biebertal.)
1952 trat der aus dem Kreis Falkenau im Egerland kommende Altersjubilar dem TSV bei. Als Vize-Vorsitzender, Schriftführer und Jugendleiter war er im Vorstand tätig. In den Kicker-Nachwuchs investierte er besonders viel Herzblut. Dazu gehörte auch die Schaffung von Rahmenbedingungen wie den Bau des Waldsportplatzes in den 50er Jahren. Eine große Kraftanstrengung war auch der Erweiterungsbau des Sportlerheims, wo er mit über 1000 Einsatzstunden maßgeblich mitwirkte. Seine Fachkenntnis war 2005 erneut gefragt, als der TSV sein 100-jähriges Bestehen feierte. Als Politiker der FWG gestaltete er auf der politischen Bühne Geschichte und Geschicke seines längst zur Heimat gewordenen Fellingshausen und später auch die der Großgemeinde Biebertal mit. Die leidvollen Erfahrungen als Heimatvertriebener schärften bei Gareis das Gespür, Ungerechtigkeit entgegenzuwirken. Er warb für Verständnis und Toleranz, als die ehemalige Zigarrenfabrik zur Unterkunft für Asylsuchende wurde. Als Ortsvorsteher initiierte er gemeinsam mit Vertretern der Kirchengemeinde auch das bis heute alle zwei Jahre stattfindende Brunnenfest. Eine weitere Passion des 80-Jährigen ist der Bergbau. Ungezählt sind seine Führungen beim Dünsbergverein. Vom Lehrhauer über den Steiger und Obersteiger bis zum diplomierten Bergbauingenieur trägt er heute noch mit seinem Wissen dazu bei, die Geschichte des Bergbaus verständlich zu machen. Auch bei der Deutsch-Französischen Gesellschaft Biebertal engagiert er sich, obendrein gehört er beim aktiven Jahrgang 1936/37 Fellingshausen zu den Frontmännern. Als Kenner der Geschichte seines Heimatdorfs konnte er zu vielen Veröffentlichungen wertvolle Beiträge verfassen, zuletzt beim Heimatbuch zur 750-Jahr-Feier. Zudem war er Mitorganisator der Gedenk- und Dankesfeier zum 70. Jahrestag der Ankunft der Heimatvertriebenen in Fellingshausen. Zur Gratulantenschar gehören Ehefrau Lilly, vier Kinder, acht Enkel und zwei Urenkel. Wer möchte, kann Gareis heute im Gasthaus Zur Post zwischen 10 bis 15 Uhr gratulieren.“


Wir waren am GeoPunkt der Grube Malapertus im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus, mehr dazu über diesen Link.
Um die Grube bemüht sich heute der Förderverein Grube Malepertus e.V. Wetzlar, auf dessen Seite finden sich Infos über die Grube Malapertus, News, Geologie, Unter Tage, Geschichte, Maschinenhaus und Förderverein, Führungen oder Vermietungen eines Festraumes sowie zur Anfahrt. Der Verein hält die Einrichtungen in Stand und arbeitet daran, die Grube Besuchern zugänglich zu machen.

Die Grube Malapertus ist ein ehemaliges Manganbergwerk nördlich von WetzlarNiedergirmes. Die drei Bereiche der Grube und zwei Kalk-Steinbrüche gehen direkt ineinander über. Der Kalk wurde einerseits zur Verhüttung von Eisen in Wetzlar, aber auch zur Zementherstellung verwendet.
Der Name Malapertus ist wahrscheinlich eine Latinisierung des Flurnamens Fuchslöcher.
Die Kalkvorkommen der Grube stammen aus dem Erdzeitalter des Devon. Einstige Korallenkolonien von vor über 400.000 Jahren wurden zum späteren Kalkstein. Das heißt, damals lag das heutige Land um Wetzlar unter Wasser, war der Boden eines Meeres. Hierher kam das Gebiet durch die tektonischen Plattenverschiebungen der Kontinentaldrift.


Nach dem Aussteigen aus dem Auto, mit dem wir nach Wetzlar gefahren waren, beeindruckte zunächst ein riesiger Krater – Betreten strengstens Verboten! -, bevor etwas vom eigentlichen Grubengelände in den Blick kam.

Blick auf einen beeindruckend tiefen Steinbruch neben dem Grubengebiet
Loren und Maschinenteile
Das Maschinenhaus
In der Maschinenhalle von innen.
Von hier aus werden die beiden Last-Förderkörbe gesteuert.
Förderturm

Auf dem Weg nach unten …

Der Stolleneingang
die ersten Stufen noch unbeschwert hinab

Unter Tage gab es dann Erläuterungen und Erinnerungen, die in einem Bericht zur Montangeschichte im O-Ton und -Bild zugänglich gemacht werden.
Eindringlich wurden die Teilnehmer/innen gewarnt, eigenständig in Seitenschächte abzubiegen und sich zu verlaufen. Denn (im Spaß) hieß es, das bei solch einer Wanderung unter Tage mit 10 % Verlust gerechneten würde.
Im Gruppenbild am Ende des Textes ist aber zu sehen, dass alle wieder an´s Tageslicht zurückkamen.

Im Berg
Blick auf die Zuhörerschaft
erste Erklärungen und Ausblicke

Eindrücke auf dem Weg in Schächte, Tunnel, Fördergeleise, Belüftung und Staubabsaugvorrichtungen …

Belüftungsrohr, wobei die meiste Frischluft über die Durchbrücke nach außen und den Kamineffekt erreicht wurden
Gleisanlage
Reste des Schinensystems

Am Förderschacht vorbei, mit dem nur Material transportiert werden durfte, während die Mannschaften über die Treppen laufen mussten – vor der Schicht und nachher, nachdem sie etliche Tonnen Gestein oft mit Hand, Schaufel und Steingabel bewegt hatten.

Förderschacht
Signaltafel am Schacht
1 Schlag: Halt
2 Schlag: Auf
3 Schlag: Hängen
1+2 Schlag: Langsam auf
1+3 Schlag: langsam hängen
3+3 Schlag: Korb frei
Das frei gesprengte Gestein
etwas eng,
nichts für Menschen mit Platzangst

Mit Loren wurden die Steine bewegt – entweder zum Kalkbrecher (rechts im Bild von oben zu sehen) oder, von Ketten gezogen, direkt nach außen auf Förderbänder zur Weiterverarbeitung.

Kipp-Loren
Transport-Loren
Antriebsriemen Kalkbrecher
Schütte und Kalkbrecher, der das Material zerkleinerte
Kalkbrecher von einer Sole tiefer aus gesehen; mehr dazu im Video

Maschinen, schon verrostet aussehend, wurden damals qualitativ so gebaut, dass sie heute noch funktionsfähig sind.

Blick hinaus in den Steinbruch. Zum Thema „Bewetterung“ ebenfalls mehr in den Videos

Ein Abstecher führte in den Sprengstoff- und Zünder-Tresor, die heute natürlich leer sind. Damals aber war dieser sensible Bereich mit Türen und Wachpersonal mehrfach gesichert. Bei echtem, wie bei Fehl-Alarmen, musste Franz Gareis – ob Tag oder mitten in der Nacht – anrücken und die gesicherten Bereiche kontrollieren. Gern ließ er dabei der Polizei den Vortritt; immerhin könnte ja tatsächlich kriminelle Energie hinter dem Vorkommnis stecken.

Blick in den Sprengzünder-Tresor
Rettung

Sicherheit und Rettungsmöglichkeiten sind natürlich unter Tage immer ein wichtiges Thema – auch wenn es die schlagenden Wetter mit Explosionsgefahr vor allem im Kohle- und Kali-Bergbau gibt.
Einmal, bei einer Übung mit Atemschutzmaske mussten die Retter einen ca. 80 kg schweren Mann alle Stufen hinauftragen. Die Steigung beträgt immerhin 40 Grad und die Trittlänge der Stufen ist mit ca. 15 cm nicht groß bemessen. Oben angekommen hätten sich alle die Atemmasken vom Gesicht gerissen und seien völlig erschöpft gewesen, während das simulierte Opfer gerne noch eine Runde zugelegt hätte.


Wieder oben haben wir dann noch einen Blick in die Steinbrüche Richtung Naunheim und Hermannstein geworfen:

Ablagerungen von früher
Sprengschutz
mit kleinem Guckloch
Steinbruch Richtung Naunheim
heute wird der Steinbruch verfüllt.
Unberechenbar, wie große Brocken z.B. im Frühjahr nach Frostsprengungen, niedergehen.
Der zweite Steinbruch auf der Hermanstein-Seite,
der vermutlich noch über die nächsten 15 Jahre verfüllt wird, bis das Ursprungsniveau erreicht sein wird.
Abschlussgruppenbild

Fotos: A. Lindemann und S. Balser

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